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  • AutorenbildMonika

Erythrophobie

Wie die Angst vor dem Rotwerden entsteht und welche Rolle die Phobie in meinem Leben spielt.

 

Wenn wir von Angst sprechen, denken die meisten Menschen wahrscheinlich an das verschüchterte, zitternde Kind in der Ecke. Vielleicht assoziieren es auch einige mit einem Horrorfilm, bei dem man sich vor Angst hinter dem Sofakissen versteckt.


Ängste können jedoch so individuell und einzigartig wie wir Menschen sein. Die eben beschriebenen Szenarien skizzieren daher nur einen winzigen Teil der Vielzahl an Ängsten und Phobien, mit welchen viele Menschen tagtäglich zu kämpfen haben. In diesem Artikel soll es um eine Angstform gehen, die sich Erythrophobie nennt und von der ich selbst betroffen bin/war (dazu mehr im Verlauf des Artikels).


Da ich weiß, dass diese spezielle Form der Angst viele Menschen betrifft, hoffe ich dem ein oder anderen Leser Antworten geben zu können. Vielleicht bist du nicht selbst betroffen, kennst aber eine Person, auf die die Beschreibung dieser Angst zutrifft. In diesem Fall darfst du die Informationen aus diesem Artikel gern weitergeben. Ich hätte mir vor zehn Jahren, als die Angst bei mir anfing, sehnlichst gewünscht, Hilfe und Antworten zu bekommen!


Genug der einleitenden Worte...gehen wir´s an!


|Symptomatik


Wer sich in der Schule noch mit dem großen Latinum herumschlagen musste, hat die Symptome, die hinter dem Begriff "Erythrophobie" stecken vielleicht schon ausgemacht. Es handelt sich um die Angst vor dem Rotwerden. Nun könnte man denken: "Jeder wird doch mal rot...das ist doch normal."


Naja, Normalität ist ein dehnbarer Begriff, den jeder Mensch ein wenig anders definiert. Ob Rotwerden also normal ist, sei (zunächst) einmal so dahin gestellt. Viel interessanter ist doch die Frage, wie sich aus einer einfachen körperlichen Reaktion eine Angst entwickeln kann! Denn schließlich werden viele Menschen hin und wieder rot - nicht jeder endet jedoch mit einer Phobie.


Bleiben wir noch kurz bei den Symptomen. Bevor ein Erythrophobiker errötet, steigt in seinem Körper eine unglaubliche Hitze auf, die meist im Gesicht zu spüren ist. Auch ein Kribbeln auf der Haut, wieder meist im Gesicht, kann vorkommen. Und auch ein Engegefühl auf der Brust und damit einhergehende Atembeschwerden sind nicht selten.


|Ursache


Kommen wir zurück zu der Frage, wie aus dem Rotwerden nun eine ausgewachsene Phobie werden kann. Um das verstehen zu können, müssen wir zunächst einen Blick in unseren Körper werfen und ergründen, was passiert, bevor wir, für jedermann sichtbar, erröten.


Erinnern wir uns kurz an einen Moment, an dem wir errötet sind, so werden wir alle übereinkommen, dass wir in dieser Situation Stress hatten - positiv oder negativ. Adrenalin wurde als Antwort auf diesen Stress, als sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion, blitzschnell durch unseren Körper gepumpt. Daraufhin passieren zwei Dinge:


  1. Das vom Körper in dieser Situation ausgeschüttete Adrenalin schädigt aufgrund seiner sauren "Beschaffenheit" Nerven. Menschen, die aufgrund von Viren bereits mit einem gereizten oder entzündeten Vagus- und Trigeminusnerv zu tun haben, laufen Gefahr, in dieser Stresssituation zu erröten.

  2. Das vom Körper in dieser Situation ausgeschüttete Adrenalin verursacht, dass Nervenimpulse in unserem Oberstübchen nicht mehr so laufen, wie sie sollen.


Punkt 1, also der entzündete Vagus- sowie der Trigeminusnerv, ist Voraussetzung für die Entstehung dieser speziellen Angststörung und erklärt auch, warum viele Menschen zwar ab und an rot werden, jedoch keine Phobie entwickeln.


Punkt 2 passiert immer und bei jedem Menschen, sobald ätzendes Adrenalin von den Nebennieren ausgeschüttet wird. Dieser Punkt 2 ist allerdings entscheidend für die Entstehung der ausgeprägten Angst, die die körperliche Reaktion des Rotwerdens erst zu einer Angststörung macht.


Passiert diese Adrenalinflut also ständig im Körper eines Menschen, signalisiert das Gehirn ein Gefühl von Angst, als Schutzmaßnahme vor solch adrenalinreichen Situationen. Und nun wären wir am Beginn einer sich entwickelnden Angststörung.


Die Schutzmaßnahme des Körpers wird für Betroffene irgendwann zum Fallstrick. Das Schutzgefühl wird mit der Zeit immer größer, die Angst ist sozusagen omnipräsent und irgendwann lauert für Betroffene hinter jeder Situation "Gefahr". Die Angst vor der Angst (Schutzmaßnahme) ist geboren. Ein wahrer Teufelskreis!


In anderen Fällen steckt hinter den adrenalinreichen Situationen womöglich nicht das Rotwerden, sondern Spinnen, schwarze Löcher oder Bakterien. Wie bereits erwähnt, können Ängste so einzigartig und ausgefallen wie wir Menschen sein.


Einen ausführlichen Artikel zur Entstehung von Angststörungen, also Punkt 2, findest du auf meinem Blog.


Gehen wir noch einmal etwas genauer auf Punkt 1, also das Rotwerden ein. Der Vagusnerv ist ein langer Nerv, der von unserem Gehirn zum Darm verläuft und für viele vegetative und regulative Funktionen, wie die Verdauung, den Herzschlag, die Atmung und Reflexe wie Niesen, Husten, Erbrechen oder Schlucken verantwortlich ist.


Der Trigeminusnerv verläuft durch unser Gesicht und steuert jegliche das Gesicht betreffende Empfindungen. Stellen wir uns unsere Nervenbahnen für einen Moment wie Autobahnen vor, so gibt es auch in unserem Körper Knotenpunkte oder Autobahnkreuze. So kann es passieren, dass, wenn ein Nerv entzündet ist, ein damit verbundener anderer Nerv früher oder später ebenfalls in Mitleidenchaft gezogen wird.


Dies passiert jedoch nicht einfach so. Es passiert, weil Viren, die im Körper eines jeden Menschen leben, sogenannte Neurotoxine ausscheiden und damit Nerven schädigen können. Das Netz von Nervenautobahnen, das unsere Zellen und Organe miteinander verbindet, macht es Pathogenen und anderen Schadstoffen einfach, an jede gewünschte Stelle in unserem Organismus zu gelangen. Wird ein Mensch also überdurchschnittlich oft rot, sind Vagus- und Trigeminusnerv stark entzündet. Dauer und Intensität des Errötens hängen demnach auch vom Entzündungsgrad der Nerven ab.


|Persönliche Erfahrung


Für mich begann die Erythrophobie, als ich mit 16 Jahren meine Ausbildung absolvierte. Zunächst waren es nur wenige Male, in welchen ich errötete. Doch irgendwann stellte ich fest, dass diese Momente häufiger wurden und immer dann passierten, wenn ich Stress hatte und in Folge dessen sozusagen in Adrenalin badete. Der Schritt von der Schulzeit in das Berufsleben war sicher für viele Menschen ein großer und aufregender Schritt. Er birgt jedoch auch Verantwortung und Akuratess. Dinge, die man in der unbekümmerten und unbeschwerten Schulzeit nicht unbedingt kennt, zumindest nicht in dem Maße, wie sie uns im Berufsleben auf dem Weg in die Unabhängigkeit begegnen.


Ich nahm diese Eigenschaften und neugewonnenen Pflichten sehr ernst und setzte mich dadurch stetig selbst unter Druck. Leistungsdruck und persönlicher Druck durch eine zu strenge und kritische Erwartungshaltung an sich selbst beherrschen heutzutage fast jedermanns Leben. Das ist heute "normal"...


Ich recherchierte wie wild, was mit mir nicht stimmte und fand heraus, dass ich nicht der einzige Mensch mit diesen Symptomen war. Auch der Name Erythrophobie begegnete mir dort das erste Mal. Antworten fand ich dennoch keine. Ein jahrelanger Kampf nahm seinen Lauf, in welchem ich von Arzt zu Arzt lief - von Schulmedizin über Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bis hin zur Naturheilkunde - und wirklich ALLES ausprobierte, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen.


Aus Angst vor Ausgrenzung und davor, nicht verstanden bzw. nicht ernst genommen zu werden, habe ich mich immer weiter isoliert und mich nur wenigen Menschen anvertraut. Man beginnt sich von Ausrede zu Ausrede zu manövrieren, nur um potentiellen Errötungssituationen aus dem Weg zu gehen. Selbst innerhalb der Familie, ja sogar, wenn ich ganz alleine war, bin ich errötet.


Adrenalin macht eben nicht einfach vor der eigenen Haustür halt. Schlaf wurde irgendwann zu meinem Zufluchtsort. Es war der Teil des "Tages", an dem ich sicher war und keine Angst hatte, kein Kribbeln auf meinen Wangen und auch keine unerträgliche Hitze in meinem Körper spürte.


Nachdem mir lange Zeit jeder einreden wollte, dass das doch nicht so schlimm sei und zudem alles nur in meinem Kopf passiere und weil diese Krankheit auch Ärzte vor ein Rätsel stellte (und immer noch stellt), absolvierte ich schließlich auch zwei Psychotherapien. Keine davon half mir jedoch mit meinem eigentlichen Problem, denn eine physische Ursache kann man eben nicht einfach beim Psychologen wegtherapieren.


Zehn Jahre ist eine lange Zeit; ich könnte demzufolge noch ein paar Zeilen zu meinen persönlichen Erfahrungen schreiben. Ich möchte die Geduld meiner Leser jedoch nicht überstrapazieren (der Artikel ist ohnehin schon lang genug) und kürze das an dieser Stelle deshalb ab. Seit fast zwei Jahren lebe ich nun schon nach den Medical-Medium-Richtlinien und kann erleichtert behaupten, ENDLICH Antworten gefunden zu haben!


Es wäre naiv zu glauben, dass Heilung von Beginn an stets bergauf geht - es gleicht mehr einer Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen. So erging es mir auch in Bezug auf die Erythrophobie. Trotzalledem ist meine Angst mittlerweile, nach fast zwei Jahren, fast vollständig verschwunden. Und auch die körperlichen Symptome, allen voran das Rotwerden selbst, sind deutlich zurückgegangen.


In meinem Artikel "1,5 Jahre Medical Medium Protocol" habe ich bereits angedeutet, über meine Angststörung zukünftig ausführlicher zu berichten. Sobald es diesbezüglich also wieder neue Fortschritte zu erzählen gibt, werde ich dies hier tun.


Ich weiß, der Artikel ist außergewöhnlich lang (Sorry dafür!). Ich möchte dennoch abschließend noch ein paar Worte hinzufügen. Ein Leben ohne Angst fühlt sich wie ein Befreiungsschlag an. Es ist ein Leben ohne Verstecken hinter Ausreden und einer immer freundlichen Fassade, die völlige Verzweiflung und Ratlosigkeit versucht zu vertuschen. Wenn du eine Person mit Angstzuständen, Panik oder Zwangsstörung kennst, hab Verständnis. Wir müssen Symptome, Krankheiten oder Situationen nicht immer selbst durchlebt haben, um ihren Schmerz und ihr Leid zu validieren.


Hab Mitgefühl - niemand ist freiwillig krank!

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